Erfahrungsberichte aus dem Corona-Nachhilfeprojekt

Nachhilfe während Corona
Susanne Bell
mer, 12. Aoû 2020

Als durch die Corona-Pandemie unsere üblichen Aktionen mit den Kindern aus Dransdorf nicht mehr möglich waren, hat das Projekt „Aus der Reihe getanzt“ spontan auf Nachhilfe umgesattelt. Hier drei Erfahrungsberichte dazu:

Maren mit einer Zweitklässlerin am Telefon

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Meine Nachhilfe fand einmal die Woche für eine knappe Stunde am Telefon statt. Meine Nachhilfeschülerin S. ist in der zweiten Klasse und wir haben uns zusammen auf das Fach Deutsch konzentriert. Aufgrund mangelnden Internetzugangs habe ich jede Woche vor der Telefon-Nachhilfe per Post Arbeitsblätter verschickt, die wir dann zusammen am Telefon besprochen und gelöst haben. Anfangs war es für uns beide seltsam, die Aufgaben gemeinsam nur über das Telefon zu besprechen, weil man viele Dinge nicht zeigen konnte, sondern sehr viel mehr beschreiben musste. Nach einer kurzen Zeit konnten wir uns aber gut aufeinander abstimmen. Neben Leseaufgaben, Lückentexten und Grammatik haben wir uns auch ein wenig über unseren Alltag ausgetauscht und werden über die Sommerferien eine Briefpatenschaft führen.

Yola mit einem Viertklässler im Videochat

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Jeden Montag um 16 Uhr rufe ich M. an, um mit ihm Mathe zu lernen. Wir besprechen vor allem Übungsblätter, die er von seiner Lehrerin bekommt. In den letzten Wochen standen Teilbarkeitsregeln und schriftliches Dividieren auf dem Programm. “Macht man das auch noch in der Fünften?”, möchte M. wissen. Ich erlebe ihn als interessierten und cleveren Viertklässler, der auch motiviert ist, frühere Themen aus dem Deutschunterricht, die er, wie er berichtet, “noch nicht so gut kann”, zu wiederholen. Während der Nachhilfestunde ist die Internetverbindung manchmal instabil oder M.s Bruder grinst mich am Bildschirm an. Einmal entdecke ich Girlanden im Hintergrund: Mein Nachhilfeschüler hat Geburtstag. Das sind Eindrücke, die man sonst nicht bekommt. Da wir nicht nebeneinandersitzen, kann ich nicht sehen, was M. gerade schreibt. Er erklärt mir dann, was er rechnet und kann mir auch erklären, warum das so funktioniert. Es ist nicht immer einfach, meine Fragen präzise zu stellen. Ob ich das nochmal wiederholen könne, fragt mich M. dann. So hat die Online-Nachhilfe auch ihre Vorteile. Nicht nur die Strecke nach Dransdorf entfällt für mich, sie führt auch dazu, dass sowohl M. als auch ich lernen, unserem Gegenüber zu erklären, was er oder sie nicht sehen kann.

Friedrich mit einem Jugendlichen im persönlichen Treffen

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Maske auf, Hände waschen, Schulsachen raus und los geht‘s. Dieses Ritual läutete jeden Mittwochnachmittag die einstündige Nachhilfe ein, für die mein Nachhilfeschüler Y. und ich uns seit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen in Dransdorf persönlich treffen konnten. Dies bedeutete jedoch, dass wir Sicherheitsmaßnahmen wie z. B. einen Abstand von 2 Metern einhalten mussten, was die Nachhilfe erschwerte. So wurden typische Beschäftigungen wie Brüche multiplizieren oder auf Englisch einen Ferientrip nach Südengland planen zu Herausforderungen. Oft verrutschten die Masken beim Sprechen und das Schulbuch und Blätter mit Übungsaufgaben mussten ständig zwischen uns hin- und hergeschoben werden. Trotz dieser Herausforderung war die Präsenznachhilfe ein Gewinn für uns beide. Mein Nachhilfeschüler war das digitale Lernen in der Schule Leid, da ihm unter anderem der persönliche Kontakt und das direkte Erklären fehlte. Er war deshalb sehr motiviert bei der Sache und hat auch spürbar etwas gelernt. Ich selbst habe vor allem von den Erzählungen Ys. profitiert, da sie mir einen Einblick in das tiefgreifend veränderte und belastete Leben von Jugendlichen unter Corona-Bedingungen ermöglichten, in dem z. B. Kontakte zu Freunden und damit das soziale Leben stark eingeschränkt sind.

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Aus der Reihe getanzt
Aus der Reihe getanzt

Direkt vor unserer Haustür, in Bonn Dransdorf, engagieren sich die Aus-der-Reihe-Tänzer*innen für einen gerechten Zugang …