Lateinamerika gilt als Corona-Epizentrum. Auch Guatemala ist von der Pandemie schwer betroffen, insgesamt verzeichnet das zentralamerikanische Land bereits mehr als 78.000 Fälle. Dem Präsidenten Alejandro Giammattei wird mangelndes Krisenmanagement vorgeworfen. Erst letzten Monat sorgte seine polemische Aussage, es läge in der Verantwortung der Bevölkerung selbst, sich um ihre Gesundheit zu kümmern, für heftige Kritik. Die Strategie seiner Regierung setzt fast ausschließlich auf Prävention und einen strikten Lockdown. Das Bildungsministerium hat bereits angekündigt, dass jeglicher Unterricht für den Rest des Jahres digital stattfinden muss.
Davon ist auch unsere Partnerorganisation ADECI betroffen, eine Kindertagesstätte, die wir seit 2009 mit jährlich 2000 Euro für ein Sonderpädagogikprogramm unterstützen. Die Kita befindet sich in Carolingia Mixco, einem besonders von Armut und Gewalt gezeichneten Stadtteil in Guatemala-City. Viele alleinerziehende, berufstätige Mütter sind auf die Kinderbetreuung bei ADECI angewiesen. In Carolingia gibt es große Probleme mit kriminellen Jugendbanden, die Kinder von den Straßen rekrutieren. ADECI versucht dem mit Betreuungs- und Bildungsprogrammen vorzubeugen und leistet somit einen fundamentalen Beitrag zur Gewaltprävention. In der Kita gibt es neben Kleinkinderbetreuung, Mathe-, Literatur-, Musik- und Sportunterricht auch eine „Escuela de Padres“ mit Kursen für die Eltern, in denen z.B. über gewaltfreie Erziehung gesprochen wird.
Coronabedingt wurden all diese Angebote seit dem 15. März pausiert. Die Kinder haben bei ADECI normalerweise täglich mehrere Mahlzeiten erhalten, die dadurch nun wegfallen. Viele Eltern haben zudem im Zuge der Pandemie ihre Arbeit verloren und sind somit umso mehr auf Hilfe angewiesen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Lockdown erhebliche Versorgungsprobleme im ganzen Land mit sich bringt. Immer mehr Familien droht der Hunger. Vor diesem Hintergrund hat ADECI beschlossen, die Kinder mit Lebensmittelpaketen zu unterstützen. Die Pakete enthalten Grundnahrungsmittel, wie Reis und Bohnen, sowie Hygieneartikel und sollen regelmäßig an die Familien ausgeteilt werden. Auch Senior:innen mit schwachen finanziellen Ressourcen in der Nachbarschaft erhalten Unterstützung.
Außerdem ist es ADECI eine Herzensangelegenheit, den Kindern trotz allem weiterhin den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Somit wurde vor kurzem ein digitales Format zur Fortsetzung des Unterrichts eingeführt. Da viele Familien keinen verlässlichen Internetzugang oder die nötige technische Ausstattung für direkten online Unterricht haben, hat ADECI eine kreative Lösung gefunden. Die Lehrer*innen nehmen Lernvideos auf und verteilen diese auf CDs mit schriftlichem Zusatzmaterial an die Eltern. Von 17 bis 20 Uhr stehen sie für Anrufe zur Verfügung, um Fragen zu beantworten.
Foto: Carmen Barrios verteilt Lernmaterialien und erklärt, wie von nun an der digitale Unterricht ablaufen wird.
Die ersten Lebensmittelpakete wurden am 16.08.2020 ausgeteilt. Die Familien sind überglücklich und hoffen, dass das Programm fortgesetzt werden kann. Um das zu ermöglichen, bittet ADECI um Spenden.
Wir freuen uns über jede Unterstützung für diese so wichtige Maßnahme an:
Kontoinhaber: Weitblick Bonn e.V.
IBAN: DE96 4306 0967 4013 2606 00
BIC: GENODEM1 GLS
GLS Gemeinschaftsbank
Stichwort: Guatemala
Der Bericht stammt von Sophie Vey.
In Zeiten vor Corona: ADECI bedankt sich bei Weitblick für die langjährige Zusammenarbeit.