Neulich in Kambodscha

Martin Wessels
So, 14. Apr 2013

Zoksabei!
Das war mein erstes Khmer Wort, dass ich hier gelernt habe. Es ist viel anwendbar und wird hier andauernd benutzt. Es heißt so viel wie Hallo oder Tschüss und wird auch verwendet, um zu fragen, wie es dem anderen geht!
Jetzt bin ich schon 3 Wochen hier ich kann gar nicht sagen, ob die Zeit schnell vergeht. Eine der Volontärinnen meinte ganz am Anfang zu mir, dass sie fände die Zeit in Kambodscha wäre zeitlos und so wie ich es bis jetzt erlebe, empfinde ich das auch so.

Neulich in Kambodscha-2
Neulich in Kambodscha-2

ein typisches Haus in Tropang TreaDie Zeit war aber lang genug, damit ich tolle und eindrucksvolle Erlebnisse sammeln konnte:
Daria, eine der Volontäre hat mich in Phnom Penh abgeholt. Mit dem Tuktuk ging meine erste Fahrt durch Phnom Penh, das waren so viele Eindrücke auf einmal von den ich überwältigt war.
Meine erste Nacht verbrachte ich zusammen mit Daria in Phnom Penh, nach einem ereignisreichem Vormittag, mit vielen Tuktukfahrten und weiteren vielen Eindrücken ging es dann mit einem alten klapperigen Bus nach Tropang Trea, dem Dorf der Schule. Zweistunden zuckelten wir eine hügelige und verstaubte Straße umgeben von Garküchen, Stelzenhäuschen und vielen Menschen, Hunden und Hühnern entlang. Ich habe die Busfahrt sehr genossen. Ich konnte so vieles in Ruhe bestaunen, z.B. die LKWs, die uns voll beladen mit Ware und ganzen Familien entgegen gekommen sind.
In Tropang Trea wurde ich dann sehr nett von zwei Lehrerinnen empfangen, die mir alles gezeigt und schon vieles erklärt haben.
Mein erstes Wochenende habe ich mit einer der Lehrerinnen Srey Touch verbracht. Sie ist 25 Jahre und lebt mit ihrer Familie ein Dorf weiter. Sie ist die jüngste von acht Geschwistern. Allerdings leben die vier Söhne alle in anderen Dörfern, eine Schwester studiert in Phnom Penh und die anderen Schwestern leben mit ihrer Familie direkt neben an. Ihr Vater ist schon seit 7 Jahren tot. Aber bis ich
verstanden habe wer hier zu wem gehört hat echt gedauert. Die Khmer sprechen
nämlich alle Leute, die jünger sind als sie selber mit kleiner
Schwester/Bruder an und alle die älter sind als sie selber aber noch nicht so alt, wie die eigenen Eltern mit Schwester oder Bruder an. Das hat bei mir am Anfang zu ganz schöner Verwirrung geführt.
Srey Touch lebt in sehr einfachen Verhältnissen, es gibt nur zwei Räume und
der eine hat keinen Boden, außerdem beschränkt sich die Einrichtung auf das aller nötigste und ist schon sehr alt und klapprig, das Bett ist eine Bambusmatte auf dem Boden. Gekocht wird im Garten auf einem improvisierten Grill und einer kleinen Gasherdplatte. Wasser bekommen sie aus dem Teich hinter dem Haus. Außerdem gehören zu dem Hausstand fünf Hunde, Hühner und ein paar Kühe. Ich fühle mich sehr wohl bei Srey Touch, die Familie ist sehr herzlich und einladend. Die Kinder zeigen mir stolz die Umgebung und wir spielen kleine Spielchen.

Neulich in Kambodscha-3
Neulich in Kambodscha-3

im KlassenzimmerIch werde vielen Leuten vorgestellt, die mich dann immer neugierig beobachten. Alle sind fasziniert von meiner Haut und können sich meine Sommersprossen gar nicht erklären. Sie wollen sie immer anfassen und auch meine Haare werden abgetastet und dann mit den eigenen verglichen. Am Anfang habe ich mich echt merkwürdig gefühlt, in mitten von Khmer das neuste Gesprächsthema zu sein und trotzdem nichts zu verstehen. Srey Touch hat sich sehr bemüht alles für mich zu übersetzten und mittlerweile kann ich auch schon ein zwei Fragen selbst beantworten. Srey Touch hat mich auch durch das Khmer- Essen geführt, dass es hier auf dem Dorf gibt. Das meiste war sehr lecker, allerdings wird wirklich alles mit Reis kombiniert, selbst die köstlichen Mangos, die es hier gibt.
Außerdem war ich auf meinem ersten Khmer Markt. Ich war überwältigt von den ganzen Eindrücken. Es ist eine Art Halle, die eigentlich nur aus einem Wellblechdach besteht. Der Raum da unter ist allerdings maximal ausgefüllt mit allem was man brauchen könnte, von Kleidung über Essen bis kleinen Ventilatoren oder Minifernsehern. Ich kaufe meine erste Hose, zum Glück verhandelt Srey Touch den Preis, ich bin noch viel zu überfordert mit den ganzen Leuten, die mir etwas verkaufen wollen. Ich bin sehr dankbar für das schöne erste Wochenende und konnte ganz viel Einblick in das Leben hier bekommen, konnte viel von Srey Touch über die Leute hier lernen und konnte mit dem Moto (eine Art Roller) durch die hügeligen und staubigen Straßen fahren und die Natur genießen.
Der Unterricht in der Schule fällt noch etwas sparsam aus. Diese Woche wird hier Khmer New Year gefeiert und hinzu kommt die Hitze. Deshalb kommen viele Schüler nicht zum Unterricht. Zu Beginn habe ich erstmal zwei von den kleinen Klassen übernommen “Up in the Way” werden die hier genannt. Kunthea, die Lehrerin der beiden Klassen ist erst 18 Jahre und sehr nett. Wir haben schon ein bisschen überlegt, was wir nach Khmer New Year mit den Schülern machen können. Wir werden mit den ganz kleinen “My Bonnie is over the ocean” singen und ein paar neue Vokabellernspiele haben wir uns auch schon ausgedacht.
Gestern haben wir hier in unserer Schule ein großes Fest zu Khmer New Year gehabt. Ab morgens um halb Sieben haben wir uns alle zusammen gesetzt und große Mengen an Gemüse, Fleisch und Fisch zubereitet. Natürlich nicht in einer großen Küche, sondern auf dem Boden der Seidenmanufaktur, die zu unserer Schule gehört. Eine improvisierte Küche wurde schnell draußen hergerichtet. Unter einem großen bunten Zelt haben wir dann gegessen, gespielt und getanzt. Es war für mich eine tolle Möglichkeit mit all den Schülern in Kontakt zu kommen.

Neulich in Kambodscha-4
Neulich in Kambodscha-4

das Schulhaus in Tropang Trea während der
Khmer New Year Party mit den SchülernIch hatte auch schon eine weitere Möglichkeit nach Phnom Penh zu kommen. Josephine eine der Volontärinnen ist am zweiten Wochenende mit mir gefahren und hat mit mir eine tolle Führung durch Phnom Penh gegeben. Mit dem TukTuk ging es vom riesigen Russian Markt (ein ähnlicher Markt, wie ich ihn schon beschrieben habe, nur dreimal so groß) zu einer wunderschönen Pagode, dann vorbei am Independence Monument und Königspalast zum Nightmarket an der Riverside (am Mekong).
Aber ich habe gemerkt, dass ich mich schon richtig ans Leben im Dorf gewöhnt habe, ich war total irritiert einen Supermarkt zu sehen in dem es tatsächlich Tiefkühlpizza und Kühlschränke gibt und als wir in ein westliches Restaurant frühstücken gegangen sind habe ich am Anfang von der Klimaanlage sogar ein bisschen gefroren. Aber es war herrlich ein Brötchen zu essen und einen kalten Saft zu trinken. Heute startet hier die richtige Khmer New Year Feier! Ich bin schon sehr gespannt! :)

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