Anti Bias Workshop in Kooperation mit Doris Wuppermann Stiftung

Julia Mittermüller
Mo, 28. Dez 2015

Anti Bias Workshop in Kooperation mit Doris Wuppermann Stiftung-2
Anti Bias Workshop in Kooperation mit Doris Wuppermann Stiftung-2

http://fritz-niemann-z6u2.squarespace.com/Am 09.11.2015 fand unter der Leitung der Referentinnen Leona Cordi und Paula Bock im Haus des Südwind e.V. in der Lorettostraße 42 in Freiburg der Anti Bias Workshop statt.
Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen startete der Workshop um 9 Uhr mit einer allgemeinen Begrüßung und einem ersten Spiel zum gegenseitigen Kennenlernen. Bereits zu Beginn wurde von den beiden Referentinnen betont, dass im Laufe des Tages anhand praktischer Übungen die Teilnehmerinnen in Bezug auf eigene Privilegien und Vorurteile sensibilisiert werden sollen. Die Bewusstwerdung eigener Normvorstellungen und Verhaltensmuster im Alltag wurde dadurch als ein erklärtes Ziel in den Mittelpunkt des Workshops gerückt.
So ist den Teilnehmerinnen während der Übung „Zitrone“ aufgezeigt worden, wie sich unsere Wahrnehmung an einprägsamen Einzelmerkmalen orientiert. Die Aufgabe in dieser Übung lautete, sich zusammen in einer Gruppe eine einzelne Zitrusfrucht einzuprägen, mit dem Ziel diese nach kurzer Zeit wiederzuerkennen. Gerade Vorstellungen darüber, wie eine Zitrone idealtypisch auszusehen hätte (gelb, rund oder glatt), ließen sich bei genauerem Hinsehen nicht erkennen. Die Zitronen schienen eher bräunlich oder grün gefärbt, oval bis unförmig und hatten eine raue, bzw. unebene Oberfläche.
Eine weitere Aufgabe wurde unter dem Namen „Identitätsmolekül“ angekündigt. Die Aufgabe bestand darin, Gruppen zu benennen, zu denen sich die Teilnehmer
innen zugehörig fühlten. Darunter fielen Kategorien der Nationalität, des Geschlechts oder der sozialen Stellung. Den Teilnehmerinnen wurde klar, dass eine eindeutige Zuordnung der eigenen Person schwierig schien. Aus diesem Grund sahen sich beispielsweise einige der Teilnehmerinnen nicht vollständig einem bestimmten Geschlecht zugeordnet, andere fühlten sich mit keiner Nationalität oder mit keinem sozialen Umfeld verbunden.
Zwischen den praktischen Übungen lieferten die Referentinnen theoretische Impulse und vertieften dadurch inhaltlich die Thematik. Der Einblick in den wissenschaftlichen Forschungsstand war insbesondere bei der Klärung von Begriffen eine große Hilfe. Dabei wurde beispielsweise die gesellschaftlichen Funktion von Vorurteilen als einer Reduzierung von Komplexität besprochen. Zugleich betonten die Referentinnen, dass der Anti-Bias-Ansatz lediglich auf Bewusstwerdung und eine darauf aufbauende kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen abziele. Eine vollständige Überwindung der eigenen Vorurteile bliebe in diesem Zusammenhang aber ausgeschlossen. Ausgehend von den Teilnehmerinnen sind zusätzlich Diskussionen über Themen der Vorurteilsbildung im Alltag geführt worden. Diese Phasen des gemeinsamen Reflektierens waren für den Verstehensprozess äußerst wertvoll und führten immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen.
Im Anschluss daran ist auch ein konkreter Fall aus der Praxis intensiver besprochen worden. Dazu wurde innerhalb der Gruppe eine Situation aus dem Lebensalltag einer Teilnehmerin ausgewählt und mit Hilfe eines analytischen Modells der „Fragezwiebel“ näher beleuchtet. Die Fragen, die sich an das Fallbeispiel richteten, bezogen sich auf die Handlungssituation, die beteiligten Personen, die vermuteten Hintergründe der Handlung und zuletzt auf die damit zusammenhängenden institutionellen und gesellschaftlichen Probleme. Diese Analyse war mit dem Ziel verbunden, auf Grundlage der generierten Informationen, den Teilnehmer
innen Handlungsempfehlungen für ähnliche Situationen in der Zukunft zu vermitteln.
Der Workshop endete mit einer Feedbackrunde, in der sowohl von den Referentinnen, als auch von den Teilnehmerinnen durchweg positive Reaktionen über den Ablauf geäußert wurden. Insgesamt war der Workshop durch seinen Praxisbezug, die kommunikativ offene Atmosphäre und die fachlich kompetenten Referentinnen eine überaus gelungene Veranstaltung. Die Erkenntnisse und die gewonnenen Erfahrungen waren eine Bereicherung für alle Teilnehmerinnen und werden sicherlich zu einer weitergehenden Beschäftigung mit dem Thema anregen.

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