Spannende Besuche bei unseren Auslandsprojekten-2
Christian Sefrin in Äthiopien bei der CWSChristian: Linda, Du warst nun nach längerer Pause wieder im Projekt in Guatemala. Wie war die Begegnung mit Projekt, Land und Leuten nach dieser langen Zeit?
Zunächst habe ich mir Sorgen gemacht, weil die Sicherheitslage seit meinem letzten Besuch deutlich schwieriger geworden ist. Gerade das Viertel, in dem die Kindertagesstätte liegt (La Carolingia in Mixco), wird als sogenannte „rote Zone“ bezeichnet und die Leiterin der Kita hat darauf bestanden mich dort nicht allein herumlaufen zu lassen. Trotzdem war ich von der Herzlichkeit der Guatemalteken begeistert und es war toll die Entwicklung der Kindertagesstätte zu sehen, die sich seit meinem ersten Aufenthalt 2005 sehr zum Positiven verändert hat. Nachdem Weitblick
die Kita im dritten Jahr finanziell unterstützt, war es auch wichtig einmal persönlich vor Ort zu sein. Für die Partnerschaft zwischen Weitblick und unsere guatemaltekischen Partner von ADECI war das denke ich enorm wichtig.
Linda: Im Gegensatz zu ADECI besteht unsere Partnerschaft mit der CWS ja erst seit einem Jahr. Wie gut funktioniert die Partnerschaft von Seiten der CWS?
Auch für mich war es eine Heimkehr. Ich bin gerne in Äthiopien und suche immer wenn die Zeit es erlaubt den Kontakt zum Projekt. Umso mehr war ich überrascht, dass man Weitblick bisher noch nicht als festen Projektpartner verstanden hatte, trotz unserer einjährigen Unterstützung und des guten Verhältnisses zwischen Almaz, der Leiterin des Projektes und mir. Im Projekt konnte sich niemand vorstellen, wie wir es als Studenteninitiative hinbekommen wollen, dass wir eine längerfristige Unterstützung gewähren können. Doch nach all den Gesprächen, die darauf folgten, bin ich positiv gestimmt, dass sich unsere Partnerschaft nun stetig verbessert und ein großer Stein aus dem Weg geräumt wurde.
Christian: Was waren diesmal für Dich die bedeutendsten Momente und Erfahrungen während der Zeit im Projekt?
Besonders schön war es, die Entwicklungen, die ich vor allem durch Emails und Berichte verfolgt hatte, mit eigenen Augen zu sehen. Die Leiterin der Kita, Carmen Barrios, bringt immer wieder tolle Ideen in das Projekt ein. So gibt es seit Beginn 2011 eine Kooperation mit Psychologiestudierenden der staatlichen Universität in Guatemala. Die Studierenden leisten in der Kita ein Praktikum und arbeiten mit Kindern mit Lernschwierigkeiten. Davon profitieren beide Seiten. Außerdem gibt es mittlerweile bestimmt über 15 Jugendliche aus dem Viertel, die sich ehrenamtlich in dem Projekt auf die ein oder andere Art und Weise engagieren. Für mich persönlich war es auch toll Kinder wiederzusehen, die ich bereits bei meinem ersten Aufenthalt kennengelernt hatte. Trotzdem sieht man, dass die Kita weiterhin viel Unterstützung benötigt. In dem Projekt für Kinder mit Lernbehinderungen, welches ja von Weitblick insbesondere unterstützt wird, fehlt es immer noch an viel individueller Förderung, die aber aufgrund von Personalmangel kaum geleistet werden kann. Viele der Kinder im Alter von 8 oder 9 können kaum lesen. Außerdem wurde die Kita dieses Jahr beispielsweise früher geschlossen, da aufgrund von Preiserhöhungen die Gelder nicht wie gewöhnlich bis Ende November ausreichten.
Linda: Und deine Eindrücke?
Diesmal bin ich wirklich mit vielen Fragen im Gepäck nach Dukem gefahren und wir haben viel diskutiert. Doch bei einer Sache gibt es nicht viel zu reden und das ist der Punkt, dass das Geld wirklich ankommt und sinnvoll genutzt wird.
Mit jedem Besuch ändern sich so viele Dinge und der Kindergarten ist nicht wiederzuerkennen. Diesmal war es der Garten und der neue Spielplatz auf dem die Kinder rumtollten als ich zu Besuch war. Und auch Almaz sieht das zurückliegende Schuljahr als eines der schönsten seit es die CWS gibt. Aber dennoch bleiben die finanziellen Nöte bestehen, jederzeit drohen Geldnöte, die den Unterricht erst mal lahmlegen. Demnach sehe ich unsere Unterstützung zur Sicherung einer Grundversorgung auch nach wie vor als zentral an.
Christian: Was sind die Herausforderungen, die sich in der Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern sowohl in Äthiopien als auch in Guatemala stellen?
Weitblick als Studenteninitiative mit einem stetigen Wechsel an aktiven Mitgliedern muss versuchen, die Kommunikation mit den Projekten langfristig aufrecht zu halten. Für Äthiopien wird dies, dadurch, dass Du im kommenden Jahr nach Äthiopien ziehst,
sicherlich sehr erleichtert. Kommunikation
wird für Guatemala auch weiterhin die größte Herausforderung. Oft könnten wir viel besser reagieren, wenn wir mehr Informationen hätten. In Guatemala ist das Problem sicherlich die Überlastung von Carmen, die dort die Arbeit für drei Personen macht. Vor dem Hintergrund, dass wir in beiden Projekten bei weitem nicht der einzige und größte Geldgeber sind, dürfen wir auch nicht immer zu hohe Erwartungen an die Kommunikation mit unseren Projektpartnern haben. Gleichzeitig müssen wir unseren Spendern und Spenderinnen in Bonn aber auch gerecht werden und hier Rechenschaft über die Verwendung der Gelder ablegen können. Dies ist ein Drahtseilakt, den es zu bewerkstelligen gilt.
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Linda Engel in Guatemala mit Kindern von ADECI